Der Schreibtisch 14/2018: Effizienzoffensive Nüchternheit am Männertag – Ein Gedankenspiel

Ist es tatsächlich schon wieder soweit? Die Getränkeregale der Discounter-Höllen gleichen einer Oasen-befreiten Dürrezone, die Göttergattinnen beten den Rosenkranz, zartere Gemüter schließen Augen und Fensterläden: Die Männer sind wieder los! Und machen das, was sie sonst auch immer machen, nämlich saufen, Mist bauen und sich überhaupt ihrem Alter völlig unangemessen aufführen. Nur dass sie für den maximalen Spaß an der Eskalation an diesem geheiligten aller so kaum vorgesehenen Feiertage nicht einmal mehr eine Rechtfertigung zur systemimmanenten Bejallerung ins Feld führen müssen. Da wird Oppas Holzbollerwagen auf Hochglanz geschrubbt, überladen bis zum Achsbruch und bei aller Heiterkeit im nächstbesten See versenkt – Während unzurechnungsfähige Adams-Epigonen mit an die rote Rübe geschraubten Fahrradklingeln auf mindestens ebenso TÜV-untauglichen Wellblech-Drahteseln munter hinterher segeln.

Effizienzoffensive Nüchternheit am Männertag

Männertag

Das heißt dann Männertag und bedarf wahrlich keiner weiteren Erklärung, die Fraktion der Gemäßigt-Sensibleren hat angesichts des Dramas eh längst die Flinte ins Korn und den Löffel über den Jordan geworfen. Dabei könnte man an dieser Urgewalt eines Donnerstags doch so viel schaffen, ohne dass jemand davon Wind bekommt. Liegen doch irgendwann sowieso alle in irgendwelchen Gartenhecken und Pissrinnsalen im kollektiven Delirium. Wohlgemerkt: Männer und Frauen gleichermaßen! Die Damen der Schöpfung sollen hier nicht außen vor bleiben, die haben den Gott gegebenen Anlass seit Langem ebenso indoktriniert und befinden sich mit ihren grobschlächtigeren Konterparts häufig genug auf Augenhöhe!

Was, wenn also nur die richtigen Personen einmal proaktiv an die Sache heran gehen und den allseits dehydrierten Dornröschenschlaf nutzen, um wirklich was zu reißen? So wie bei der Fußball-WM, da schaut auch keiner so genau hin und jetzt wäre der Pöbel nicht mal mehr in der Lage, da könnten sie noch so sehr ihre glasigen Klüsen anstrengen. Ha! Diabolik liegt in der Luft! Und sagt nicht, ihr wäret nicht gewarnt gewesen, wenn ihr am Freitag langsam aus eurem selbst induzierten Koma purzelt. Denn an diesem morgigen Männertag…

…kann Olaf Scholz die Deutsche Post im Alleingang besiegen

Männertag

Da hat sich der kleine SPD-Finanz-Olaf aber ganz schön was vorgenommen, den großen Goliath der gelben Himmelsboten zu erschlagen! Es ist aber auch erstaunlich, was die alles rausfinden, und dabei ist erst 2018: Die Deutsche Post schmeißt also sachgrundlos befristete Arbeitsverträge unters lohnabhängige Untervolk, als gäbe es kein Morgen mehr. Ja, Mensch! Natürlich ist es eine elendige Sauerei, dass die Post ihre Mitarbeiter gnadenlos auf Effizienz trimmt und dann Krankheiten und Liefer-Unpünktlichkeit nutzt, um ihre Leute vertraglich in unbestimmter Schwebe zu halten.

Nur sollte dann dem Scholz vielleicht auch jemand stecken, dass sich die Post leider noch in marktwirtschaftlich legalem Rahmen bewegt. Und dass so etwas eben passieren kann, wenn man als Bund die Privatisierung der einstigen Bundespost durchwinkt. Das war natürlich nicht seine stolze Sozialdemokratie, sondern unter dem Dicken Mitte der 90er. Aber vielleicht verrät man ihm dann gleich auch noch, dass der von der CDU kam. Klingelt’s? Die CDU, mit der die SPD auf Gedeih und Verderb keine Koalition mehr eingehen wollte und jetzt halt eine Koalition eingegangen ist. Amer, kleiner Olaf. Glück auf!

…kann VW den Sparstrumpf von Winterkorn plündern

Männertag

Dass auch Leistungsträger in Deutschland für Betrug strafrechtlich belangt werden können, ist bis zur bundesdeutschen Justiz noch nicht durchgedrungen. Wie gut, dass uns die super-integren US-Amerikaner gerade vorführen wollen, wie Rechtsprechung funktioniert. Aber die Jungs im VW-Aufsichtsrat sind halt ein paar Füchse. Genauso füchsisch wie die Sparleuchten in der Schule, die dabei zusehen, wie ein paar Bullys auf andere einprügeln, nur um am Ende noch nachzutreten und sich ebenso groß und stark zu fühlen. Aber in erster Linie sind sie auch Geschäftsmänner, die einen guten Genossen niemals eigenhändig vor den Kadi schubsen würden, in Sachen Geld aber folgerichtig weit weniger Berührungsängste haben.

Jetzt werden also Schadensersatzansprüche gegen den gegangenen Konzernchef geprüft, von bis zu einer Milliarde „Reparationen“ ist die Rede. Vermögen, Pension, da könnte der Martin ganz schön in die Röhre schauen. Dabei ist natürlich schnelles Handeln gefragt! Also los, rauf auf eure einstige Galionsfigur! Husch husch, ihr perlweißen Lichtgestalten. Sonst kommt noch jemand auf die Idee, in den Taschen eurer blütenreinen Westen mal etwas genauer nachzuschauen.

…kann die Deutsche Bahn weiter munter ihre Statistiken fälschen

Männertag

Klar, man könnte jetzt sagen, auf der am Boden liegenden Deutschen Bahn braucht man auch nicht mehr rumtrampeln. Aber zum einen liegen die da aus gutem Grund und zum anderen müssten die bei dem unerklärlichen Reisenden-Ansturm da eigentlich nicht liegen. So! Die verbocken aber auch alles, was ihnen vor die Klumpfüße fällt: Weichenwärmer, die zufrieren. Neue ICEs, die nicht fahren. Fahrpläne, die in dutzend Tonnen billiger nicht eingehalten werden. Da gab es jetzt übrigens diese kleine Anfrage der Grünen-Fraktion nach der Pünktlichkeitsstatistik der DB im Jahr 2017 – Mit denkbar katastrophalem Ergebnis.

Interessanter ist aber die Zahl von 97.000 Zügen. 97.000 Züge, die 2017 nie am Zielbahnhof angekommen, also entweder auf der Strecke liegen geblieben sind oder den Startpunkt nie verlassen haben (und damit auch keine 4.000 DM einsacken durften). Und all diese Züge tauchen in der Erhebung nicht einmal auf – Sie sind ja nicht unpünktlich, sondern quasi nicht existent. Und wenn Statistik-Klitterung sooo einfach ist, dann geht da sicher noch mehr. Also strengt euch ein wenig an, ihr eierköpfigen Bahntrassen-Azubis! Wir gucken auch nicht hin. Go, DB, Go!

…kann Alex Dobrindt noch etwas mehr rechte Heißluft ins Ozon dünsten

Schon wieder das leidige Thema Bodenlieger und Rumtrampler… Aber Dobrindt ist ja selbst schuld, wenn er sich mit gebröckelten Wortfetzen immer wieder freiwillig in die Horizontale befördert. Erinnert sich noch jemand an seine „konservative Revolution“? Marietta Slomka vom ZDF hatte ihn damals fachgerecht filetiert und am reaktionären Nasenring durch die Rhetorik-Manege gezogen. Seither war Ruhe, vermutlich musste Alex für ein paar Monate auf stationäre Reha unter deutschen Eichen. Aber wie bei Geschwüren kommen die Heißlüfter immer wieder, besonders wenn sie frohen Mutes die schwarz-braune CSU-Schärpe am Revers tragen und mit der Angel zum Rechtsaußen-Fischen noch ein wenig weiter ausholen.

Eine „aggressive Anti-Abschiebe-Industrie“ sei also neuerdings am Werk, das deutsche Staatswesen schändlichst auszuhebeln. Und die Aussage muss verkehrt sein, wenn Seehofer der erste ist, der sie verteidigt. So viel Wahnwitz muss man erst einmal aufbringen: Überdeutlich mit rechtsnationalem Sprachinventar hausieren gehen, flächendeckend Bürgerinitiativen und Asylrechtsanwälten ans Bein pinkeln und als CDU-Landesgruppenchef finstere Einblicke in das Verständnis von Grundgesetz und Rechtsstaatlichkeit zulassen. Kann jetzt bitte jemand Marietta Slomka holen? Das sollte nicht lange dauern.

…kann der HSV den Klassenerhalt schaffen

Männertag

…Okay, jetzt wird’s wirklich hanebüchen. Der Feldversuch „Nüchternheit am Männertag“ scheint schon hier fehlzuschlagen. Na gut, es gibt immer noch ein 2019. Tüdelü!

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