Star Wars Episode VIII – The Last Jedi (Review/Film)

Star Wars Episode VIII – The Last Jedi - Trailer (Official)

Star Wars Episode VIII – The Last Jedi

Science-Fiction

14.12.2017 -- 152 min

R:
Rian Johnson

D:
Daisy Ridley, Mark Hamill, Carrie Fisher, Adam Driver, Oscar Isaac, John Boyega, Andy Serkis

Die drei Fragezeichen

Star Wars Episode VII: das Erwachen der Macht – Eine Geschichte voller Missverständnisse. Oder zumindest eine diskussionswürdige. Denn wo die Urtrilogie zweifelsfrei über einen jeden solchen erhaben ist, waren die drei späteren Lucas-Episoden 1-3 vor allem eins: Quietschbunter (und im Fall von Episode 3 gezwungen verfinsterter) Mainstream-Schrott ohne Herz. J. J. Abrams‘ Fortführung der Saga aber konnte man nun tatsächlich mögen oder nicht mögen, lieben oder hassen. An der Story selber wird es weniger gelegen haben, die tat rechtschaffen ihren Dienst in bester Bierdeckel-Tradition inklusive der üblichen Logiklöcher und offenen Fragen. Aber wo ein Großteil der Star-Wars-Jünger angesichts der Nostalgie-Rundum-Sorglos-Packung zu Freudenstürmen ansetzte, monierten andere – wie auch der Rezensent – die allzu konsequente Nummer-Sicher-Ausrichtung mit Fanservice-Sperrfeuer aus allen Rohren. Denn schließlich gab es schon einen „Krieg der Sterne“ und ein Quasi-Remake mochte wohl viele Fans zufrieden stellen, stand so aber nicht auf der Karte.

Der Star Wars Funke glomm zwar an jeder Ecke, hatte aber wenig Chance gegen eine allzu holzschnittartige Einführung der hinzugekommenen Charaktere und eine Storyline, die man bei Verlassen des Kinosaals bereits wieder vergessen hatte. Als Überlebender des Regiekarussells liegt es nun also an Rian Johnson, mehr Mut als Abrams zu beweisen und dem jüngsten Ableger der Nonologie ein neues Gesicht zu geben. Wird er in der Lage sein, Figurenzeichnung und Star Wars Universum 30 Jahre nach den Ereignissen aus Episode VI mehr Tiefe zu verleihen? Kann er sich mit eigenständigen Akzenten von Abrams‘ rückgewandtem Vorgänger emanzipieren? Und kann dabei wohliges, unverfälschtes Star-Wars-Feeling aufkommen?

Star Wars

Synopsis

Trotz Vernichtung der Starkiller-Basis sind die Rebellen um Leia Organa (Carrie Fisher) in die Enge getrieben und stehen vor ihrer Vernichtung durch die First Order unter Supreme Leader Snoke (Andy Serkis). Ein waghalsiges Manöver des Piloten Poe Dameron (Oscar Isaac) verschafft ihnen zwar etwas Zeit, doch die Schlachtkreuzer unter Führung des verbissenen General Hux (Domhnall Gleeson) bleiben dem Widerstand auch durch den Hyperraum auf den Fersen. In einem Himmelfahrtskommando begeben sich der ehemalige Storm Trooper Finn (John Boyega) und die Mechanikerin Rose (Kelly Marie Tran) in die Kasino-Stadt Canto Bight, um unter den Glücksrittern jemanden zu finden, der das Ortungssystem der Verfolger sabotieren kann. Unterdessen hat Rey (Daisy Ridley) auf Ahch-To den gealterten Luke Skywalker (Mark Hamill) ausfindig gemacht. Der seit einem verheerenden Vorfall bei der Ausbildung neuer Jedi-Rekruten in Abgeschiedenheit lebende Eigenbrödler verweigert jedoch seine Hilfe. Während Rey lernen muss, die in ihr schlummernden Jedi-Kräfte zu kontrollieren, nimmt sie über die Macht Kontakt mit Snokes Primus Kylo Ren (Adam Driver) auf, der seit dem Mord an seinem Vater Han Solo mit sich und zwischen der hellen und der dunklen Seite hadert…

Fragezeichen 1: Handlung und Figuren

Man ahnt es bereits: Rebellen, die trotz großer Siege am Abgrund stehen und von dunklen Schergen (Vader/Ren) verfolgt werden. Ein Padawan auf dem Weg zum Jedi-Ritter (Luke durch Yoda / Rey durch Luke). Ein unwirtlicher Eisplanet (Hoth) und eine weiße Salzwüste (Crait), durch die sich AT-ATs pflügen. Und das obligatorische epische Laser-Duell vor familiärem Hintergrund. Wo sich Episode VII hemmungslos an Episode IV bediente, zitiert „The last Jedi“ freudig „The empire strikes back“. Allerdings geht das Recycling hier nie so weit wie unter Abrams‘ Ägide, behält sich Episode VIII noch genügend Autonomie, um als vollwertiger Film zu funktionieren. Ein Pendeln zwischen Tradition und Moderne, die dem Auftakt zu den drei neuen Star-Wars-Teilen gut zu Gesicht gestanden hätte, als Mittelteil der Reihe aber leider wenig bietet, um zu überraschen und zufrieden zu stellen. Um tatsächlich mitreißen zu können muss der Abschluss mit Episode IX noch einiges zulegen.

Demgegenüber gewinnen die Figuren des Reboots – abgesehen von Boyegas Finn und dessen eher überflüssigem Handlungsstrang – deutlich stimmiger an Profil. Daisy Ridleys Rey kristallisiert sich trotz Zurückhaltung in der zweiten Filmhälfte als eigentlicher Star der Erzählung heraus, Oscar Isaac bekommt als Poe Dameron mehr Raum, um mit kantigen Onelinern sein Charisma auszuspielen. Und Adam Driver, der im Vorgänger noch als grobe Fehlbesetzung durchgehen konnte, kann hier mit Ambivalenz und innerer Zerrissenheit punkten. Auch Carrie Fisher tritt aus ihrer Stichwortgeber-Funktion, die sie neben Harrison Ford noch in Episode VII einnehmen musste und entwickelt sich zur wichtigen Konstante. Gut, dass das Team um Rian Johnson ihre Rolle nach Fishers Tod nicht angetastet hat. Und dann ist da noch Mark Hamill, der als desillusionierter Grübler Skywalker jede seiner nicht wenigen Szenen spielend an sich reißt und allein über Mimik und seinen rauen Charme eine ganze vergangene Star Wars Aera aufleben lässt und in Frage stellt.

Fragezeichen 2: Der Humor

Viel wurde seit Release über Sinn und Angemessenheit des ironisch-humorvollen Tonfalls diskutiert, den Johnson in „The last Jedi“ bei der gegenüber Episode VII doch deutlich düstereren Grundstimmung anschlägt. Nun war die damalige Reihe besonders im Dunstkreis um Han Solo nie um zackige Pointen verlegen, hier nehmen Slapstick und aus der Hüfte geschüttelte Situationskomik nun einen noch größeren Stellenwert ein. Das funktioniert in seiner Konsequenz gerade in der ersten Filmhälfte erstaunlich gut, beißt sich aber gelegentlich mit steigender Dramatik im späteren Storyverlauf. Auch wird spannenden Szenen so zum Teil ihre Wirkung geraubt, da man sich als Zuschauer immer in relativ sicheren Bahnen wiegt. Dennoch findet Episode VIII mit diesem recht lockeren Ansatz einen eigenen Platz im Star Wars Kosmos, der aber in dem angekündigten Han Solo Spin-Off noch besser aufgehoben sein dürfte.

Fragezeichen 3: Das Star Wars Feeling

Die entscheidende Frage: Kann „Episode VIII: The last Jedi“ das von allen so ersehnte magische Star Wars Feeling wieder aufleben? Kurzum: Nein, kann er nicht! Zu trivial ist nach wie vor die zu vertraute Handlung, zu wenig wagen es die Macher, ausgetretene Pfade zu verlassen und ihr Publikum auch mal vor den Kopf zu stoßen, zu wenig Epik lässt sich hinter den teils großartigen Einzelszenen erkennen. Diese sind es allerdings, die im Gegensatz zu Episode VII nachhaltiger im Gedächtnis bleiben. Kylo und Reys kunstvolles Laser-Ballett gegen Snokes Lakaien in dessen Thronsaal, die feuerroten Aufwirbelungen unter der bleichen Oberfläche des Salzplaneten Crait zum fulminanten und emotionalen Finale-Auftakt, die intimen Momente mit dem hadernden Luke Skywalker – und die amüsanten Auftritte der liebgewonnen Sidekicks Chewbacca, C-3PO und R2-D2 neben einigen gelungenen und überraschenden Cameos.

„The last Jedi“ mag die große Vision abgehen, die von dem Namen „Star Wars“ erwartet wird, ungemein unterhaltsam und trotz seiner amtlichen 2-1/2-Stunden Laufzeit überzeugend kurzweilig ist er allemal. Damit hat er dem „Erwachen der Macht“ bereits einige Schritte voraus, hebt sich wohltuend humorvoll von den vorigen Teilen ab, verfolgt seine Charaktere fokussierter – und macht vor allem Lust auf den Abschluss der Saga, die bei objektiver Betrachtung von „Episode VII“ schon nahezu versandet war.

Bewertungssystem 4.0

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