The Room - Honest Trailer
The Room
Drama / Soap Opera
2003 -- 99 min
R:
Tommy Wiseau
D:
Tommy Wiseau, Greg Sestero, Juliette Danielle
Oh, Hi Mark!
Oh, Hi Mark! Oh, Hi Lisa. Oh, Hi Denny. Oh, Hi Mark. Oh, Hi Claudette. Oh, Hi Typ, der die letzten 90 Minuten zu keiner Sekunde aufgetaucht ist, nicht erklärt wird und nicht einmal einen Namen hat. Oh, Hi Michelle. I didn’t do it. I did naaaat! Oh, Hi Mark. Tür auf, Tür zu. Tür auf, Tür zu. Waaaaah!!! Immer wieder dieselben lausigen Einstellungen, dieselben einschläfernden Szenen, dieselben Klischee-beladenen Dialogversuche, dasselbe grausige Schauspiel, welches bei Tommy Wiseau geradezu dadaistische Züge annimmt. Es stimmt wirklich: Manche Filme sind dermaßen schlecht, man muss sie gesehen haben, um daran zu glauben. Um daran glauben zu können, dass irgendjemand an irgendeinem dunklen Punkt grünes Licht für derart dilettantischen Stuss gegeben hat.
Und mittendrin steht Tommy Wiseau selbst als Autor, Produzent, Regisseur und gebeutelte Hauptfigur Johnny in sadistischer Personalunion. Er steht da als wahlweise verschrobener Modern Day Dracula oder als hoffnungslos von seinem Schaffen überzeugter Modern Day Ed Wood. Denn bei allen Gesicht und Körper lähmenden Grausamkeiten, die sein 2003er Machwerk „The Room“ in Vorder- und Hinterhand hat: Die Leidenschaft an der Sache ist ihm wie schon bei Altmeister Ed Wood zu jeder Sekunde anzumerken. Der Wille, etwas Großes und Relevantes zu schaffen, dabei aber ungebremst und kolossal zu scheitern.
Viel Positiveres lässt sich über „The Room“ nur leider auch nicht berichten, außer vielleicht eine trashige Schadenfreude, die man sich trotz aller kruden Ernsthaftigkeit des Films nüchtern aber erst erarbeiten muss. Story? Kurz gesagt: Johnnys (Tommy Wiseau) Freundin Lisa (Juliette Danielle) betrügt ihn mit dessen bestem Freund Mark (Greg Sestero). Es kommt zur unweigerlichen Eskalation. So! Mehr ist da nicht! Zumindest nicht mehr, worüber sich zu schreiben lohnen könnte. Keine der Figuren hat so etwas wie eine Biografie, durchläuft keinerlei irgendwie geartete persönliche Entwicklung oder geht überhaupt auch nur einer nachvollziehbaren Tätigkeit nach. Die immer gleichen Plattitüden („He is my best friend“, „I don’t wanna talk about it.“, etc…) in den Gesprächen wechseln sich ab mit völlig random eingestreuten Zeilen, die nichts mit der Handlung zu tun haben, absolut belanglos sind und realitätsfern vorgestammelt werden und wild mit Namen um sich werfen, die man im Filmverlauf nie zu sehen bekommen wird.
Dazu werden wahllos Themen angeschnitten und zu keinem späteren Zeitpunkt aufgegriffen oder mit Konsequenzen gefüttert. So wird bei Lisas Mutter Brustkrebs diagnostiziert und niemand reagiert überhaupt darauf. Da hat der creepige Fast-Adoptivsohn Denny, dem Gutherz Johnny aus reiner Nächstenliebe mal so eben ein Apartment bezahlt (whut!), Probleme mit einem Waffe fuchtelnden Drogendealer, der von Greg und Johnny eigenhändig und innerhalb von 2 Minuten (!) ins Gefängnis befördert wird – Und eine Szene darauf ist das schon nicht mehr passiert. Wenn Greg und Johnny meinen, mal wieder joggen zu gehen, und genau das passiert dann auch zwei Sequenzen später, ist das die narrative Glanzleistung in „The Room“. Abseits davon kann man ja Football spielen – oder sich gelangweilt Bälle zuwerfen, was ganze vier Mal unmotiviert und sinnbefreit im Film zelebriert wird. Genauso wie die unzähligen, nicht enden wollenden Softporno-Szenen, die zwischen dröge und albern und peinlich nachsynchronisiert noch die letzten überforderten Nerven kosten.
Überhaupt wird man das Gefühl nicht los, dass man eigentlich einem (auch real schon viel zu zäh fließendem) Drei-Stunden-Zelluloidstück zuschaut, welches beim Cutter gnadenlos auf Kompaktformat zurecht gestutzt wurde. (Man könnte jetzt wehleidig an die deutsche Fassung von Kurosawas „Die sieben Samurai“ denken, aber wir sind hier immer noch in einer ganz anderen Liga).
Und damit ist man nicht einmal bei der technischen Seite angekommen: Die wackeligen Kamerabewegungen, die am Bildrand abgeschnittenen Figuren, das fehlende Gespür für Fokus und Dynamik, die farbübersättigte Optik jeder noch fürchterlicheren „Reich & Schön“ oder „Springfield Story“ Soap-Opera. Und dazu Tommy Viseau, welcher das allgemein unterirdische Acting der anderen Darsteller noch spielend unterbietet: Somnambules Understatement und hysterisches Overacting gehen Hand in Hand mit versteinerter Mimik, seltsamem Akzent, gruseligem Schlabber-Outfit und dem wohl aufgesetztesten Pseudo-Lachen der Filmgeschichte.
Am Stück geschaut ist „The Room“ wahrlich eine Tortur, in seinen Einzelszenen natürlich Gold wert. Wenn man in Stimmung dafür ist, wenn man weiß, worauf man sich einlässt. So grottig dieses Werk ist, so ungläubig sitzt man auch vor dem Bildschirm. Dass der Film Kult unter den ganz Hartgesottenen ist, verwundert kaum. Und Momente wie die „I did not hit her“-Stelle oder „You’re tearing me apart, Lisa!“ funktionieren als großer Lacher immer aufs Neue. Man kann den Film nicht mal wirklich hassen, auch wenn er 100 Minuten des eigenen Lebens unwiederbringlich abzwackt. Dazu ist Wiseau in seiner ungebrochenen Vision ein viel zu großer Träumer von der traurigsten Gestalt. Etwas, dass auch James Franco erkannt hat und in seinem Halb-Biopic „The Disaster Artist“ sensibel einfängt.
Fazit: Mag auch noch so viel dagegen sprechen, am Ende bleibt zwangsläufig die eine Erkenntnis: Jeder mit einem starken Zwerchfell und einem Faible für das Schreckliche MUSS „The Room“ gesehen haben. Und sei es auch nur, um seinen Kindeskindern noch von dieser Unmöglichkeit eines phänomenal gescheiterten Filmdilemmas erzählen zu können.
Was tut man nicht alles um sich ausreichend auf einen anderen Film vorzubereiten. Zum Beispiel das Original schauen. Respekt! Und natürlich bin ich jetzt neugierig geworden. Damn!
Schau ihn dir an. Ernsthaft. Vor Disaster Artist. Im schlimmsten Fall findest du ihn nur langweilig. Im besten Fall amüsierst du dich königlich (und dafür liefert The Room 99 Minuten x 60 Sekunden unzählbare Gründe). Wahrscheinlich obsiegt aber die Fassungslosigkeit, dass so etwas überhaupt passieren kann. Und die Tatsache, dass man diesen Film tatsächlich nicht mehr vergisst. Dafür dann auch gerne den halben Wertungspunkt^^