Einen muss es wohl immer geben, nicht nur beim Highlander. Einen, der immer stänkern will, der alles besser weiß und einfach nicht hören kann. Der immer ganz schnell ganz laut wird, auf Durchzug schaltet und sich spätestens dann verkrümelt, wenn der Karren dank ihm im Dreck suppt. Und dann gibt es auch immer Leute, die das ganz toll finden, was der Stänkerer so abstänkert und am Wägelchen kräftig mit Schieben helfen. Weil sie glauben, dass er ‘nen Plan hat. Einen, der alles besser macht. …Und nicht begreifen wollen, dass mit heißer Luft der Fixpunkt des Plans in der Regel bereits abgefrühstückt ist.
Aber solange der Mensch ohne Brot und Spiele nicht existieren kann, finden Stänker-Boris und Stänker-Recip und Stänker-Horst und wie sie alle heißen eben immer ihr Publikum. Und sei es nur, weil sie krakeelen gegen alles, was langweilig und vertraut ist und nicht genug Spiel und Spaß und bittere Bitterschokolade bietet. Hauptsache stänkern!
Plan 1: Mit wehenden Fahnen
Andrew Johnson, Nigel Farage, UKIP. Die klingen heute fast wie Legenden aus grauer Geschichte, aber waren vor noch nicht langer Zeit die Rattenfänger, die auch noch die letzten dauernörgelnden Deckschrubber des glorreichen angelsächsischen Mutterschiffs zum Urnengang aktivieren konnten und so im Wimpernschlag die Zukunft einer ganzen Nation besiegelten. Speerspitzen einer Bewegung aus Besitzstandswahrern und Ewiggestrigen, die überragend schnell nach getanem Teufelswerk von der Bildfläche verschwanden und die verbrannte Erde dem ganzen Rest überließen – und der Idee basisdemokratischer Grundsatzentscheidungen den denkbar imposantesten Bärendienst erwiesen.
Wo Farage aber fort blieb, war Johnson unter May ganz schnell wieder dabei. Wenn es schon eine Chance auf eine Zoll-partnerschaftliche Ablösung mit allen Vorteilen und keinen Nachteilen gibt, dann kann man halt auch locker den Außenminister machen. Aber wenn man das mit dem Aufmucken und Dödel einziehen einmal indoktriniert hat und es dann wieder nicht schnell genug genauso läuft, wie man gerne hätte, leberwurstet man sich eben erneut beleidigt aus der Misere. Nur wird es bei diesem Rücktritt auf Dauer wohl kaum bleiben, dann gäbe es ja nichts mehr zu stänkern. Und Ratten kommen halt immer wieder…
Plan 2: Das Gleiche wie jeden Abend, Pinky!
Ein anderer beherrscht die Stänkerei durch alle Wände der Vernunft dagegen so gut, dass er sich mit strategischen Fallrückziehern gar nicht erst beschäftigen muss. Nach zwei Jahrzehnten Wegbeißen, Kaltstellen und Stummschalten im präsidialen Stil lässt man sich freilich die sultanische Heiligsalbung auch nicht mehr nehmen. Eigentlich steht man als sozialdemokratisch geprägter/geplagter (Bitte nicht beides ankreuzen!) Mitteleuropäer ja viel zu weit außerhalb der Materie, aber es ist auch einfach nicht zu verstehen.
Millionen Türken rennen einem machthungrigen Despoten hinterher, der keinen Weg kennt außer ungebremster Alleinherrschaft und die Verfolgung jedes noch so wenig Andersdenkenden. Aber gewissermaßen ist Erdogan auch nur die Zäsur einer Entwicklung, die gerade an so vielen Orten so besorgniserregend stattfindet. Und jetzt ist es wie es ist: Das letzte Verfolgungs-Dekret gesprochen, der Staatsausnahmezustand für beendet erklärt und seine Einfaltigkeit brüht im Lichte der eigenen Bedeutsamkeit. Und auch hier wieder der Plan: Große Geste, Kompromisslosigkeit und das alles möglichst laut.
Plan 3: Ein Horst gegen die Demenz
Das wunderlichste Exemplar der unverbesserlichen Stänker-Liesen bietet dabei nach wie vor der Super-Horst aus dem Land mit den vielen Bergen. Gerade noch hat Seehofer eine herbe Klatsche für seine Grenzpatrouillen-Szenarien eingefahren, da werkelt Horstel unermüdlich an seinem „Masterplan Migration“, den er gerade so nonchalant dem Parlament vor die Füße geworfen hat. Vielleicht hat er auch einfach vergessen, was vor ein paar Tagen noch heiß debattiert wurde…
Aber in seinem reaktionären kleinen Schund-Flyer stehen jetzt immer noch „Transitzentren“, die Unterwanderung von gesundheitlich bedingten Abschiebe-Verboten – und die Unterbringung von Flüchtlingen zusammen mit Inhaftierten in normalen Gefängnissen mangels anderer Einrichtungen!! Eine Schwarz-auf-Weiß-Anleitung zu menschenunwürdigem Verhalten, die nichts anderes sein kann als eine weitere maximal entgleisende Provokation – oder die letzten Zuckungen eines Demenzkranken, der sich als neuester Rumpelminister noch unmöglicher machen möchte als ohnehin schon.
Plan 4: An einem Strang
Air Force photo by Capt. Jessica Tait; VIRIN: 180630-F-TB713-0004.JPG
https://www.defense.gov/Photos/Photo-Gallery/igphoto/2001940394/mediaid/2803765/
Selten, sehr selten aber ist eben nicht einer der Laute, der Polternde, sondern da arbeiten Leute für ein Ziel an einem Plan zusammen. Keiner will der Beste sein, niemand der strahlende Held, der einzig und allein den Durchblick behält. Nur muss man da gerade sehr weit blicken, bis in die Provinz Chiang Rai nach Thailand. Eine kleine Anekdote in einem mittlerweile unüberblickbaren Gesellschaftsgefüge aus Deckeln, Mauern und Abschotten.
Natürlich hinkt der Vergleich mit beiden Füßen, ist die Rettung der jungen Fußballer aus der überfluteten Höhle nicht etwa Teil jener großen politische Bühne, die außer Kindergarten keine Argumente mehr liefern kann. Aber solange es noch Leute gibt, die in entscheidenden Momenten an einem Strang ziehen können, darf man auch mal kurz inne halten, lächeln, winken und klatschen. Man kommt ja mittlerweile so selten dazu…