Tool - Fear Inoculum
Progressive Metal / Alternative Rock
30.08.2019 -- Volcano/RCA -- 86:36 min
Alles relativ
Mit den Relationen ist das ja so eine ganz eigene verquere Sache: Zwölf Jahre braucht ein handelsübliches Schulkind in vielen Bundesländern, um sich für ein Persönlichkeit förderndes Langzeitpraktikum zu qualifizieren. 12 Jahre brauchen neue Steine und alte Trümmerbrocken, um wieder zur Dresdner Frauenkirche zusammenzuwachsen. Zwölf Jahre brauchen Sklaven bei Steve McQueen, bis sie Dinge tun, die man nacherzählen kann, wenn man den Film gesehen hat. Zwölf Jahre brauchen ein paar (leider nicht rechtzeitig) versprengte Fanatiker, um in Systematik und Genozid ein ganzes Land zu mobilisieren, um millionenfache Jagd auf andere Bevölkerungsgruppen und sich selbst am internationalen Tisch als Drinking Buddy für ewig unbrauchbar zu machen. Den Herren Keenan, Jones, Chancellor und Carey genügt die Zeit zumindest nicht, um sieben Songs und drei seltsame Interludes zu schreiben – Aber hinkende Vergleiche soll man ja hinken lassen oder mit Stützstrümpfen ruhig stellen.
Rechtsstreit hin, verworfene Ideen her, die räumliche Ferne der Bandmitglieder ganz weit hinten angestellt: 13 Jahre sind schon ein hartes Brot. Für viele Menschen. So viele Menschen, dass sie am 30. August 2019 mal eben Lana del Rey und Taylor Swift die Billboard Releases nach hinten poltern lassen und sich lieber für gestandene 80 Scheine ein Ding mit 4-Zoll-Monitor und 2-Watt-Boxen in den Schrank wuchten, dass jeder gläubige MediaMarkt©-Angestellte flugs den Buffettschen Kapitalistenkranz um ein paar Ave Maria erleichtert. Aber genug der Worte über fragwürdige Veröffentlichungspolitik fernab des kleinen Mannes – wer will, löhnt halt, Geld ist ja auch nur relativ.
Den Reality Check gibt’s trotzdem ebenso physisch wie (mit kleinen Abzügen in der Sound-Note) digital. Und dann liegt es da, dieses aus der Zeit gefallene komische Kind. Lang wie ein durchschnittlicher Kinofilm, breit wie der dazugehörige Saal und so verworren wie alles, was von David Lynch währenddessen über die Leinwand flimmert. Wobei, da sollte wohl mit albernen Vorurteilen aufgeräumt werden, die seit Jahrzehnten wie ein mystisches Mantra (no pun intended) um die Truppe aus Los Angeles schwirren. Tool sind nach wie vor nicht mehr als vier Leute in klassischer Rock-Besetzung, die mit ihren klassischen Rock-Instrumenten klassische Rock-Dinge tun, die jedes Metronom-Pendel zumindest leise nicken lassen. Ganz ohne Hexenwerk und Superhelden-Umhang. Nur eben mit dem entscheidenden Quentchen Vertracktheit und 15/16tel-Verspieltheit als Zugabe. Dass man mit Kopfhörern in der Bahn versucht mitzunicken, das nicht passabel schafft und hofft, dass der Rest der Mit-Hofierten die lächerlichen Gleichtakt-Versuche nicht als spastische Zuckungen diffamiert. Oder man kennt die Songs halb auswendig, weiß über den Mitnick-Rhythmus genauestens Bescheid und hofft, dass der Rest der Mit-Hofierten die lächerlichen Gleichtakt-Versuche nicht als spastische Zuckungen diffamiert. Relativ eben. Und – so viel sei hier schon gespoilert – Tool sind nach über einer Dekade immer noch Prog zum Anfassen und wissen um ihre ganz eigene Magie: Komplex und schwer greifbar sein, aber nie den Song zu vergessen. Nie zu vergessen, was spektakuläres Songwriting ausmacht und wie man den Hörer mit jedem Durchgang mehr packt und ihm an letztlich bodenständigen und gefühlvollen Kompositionen teilhaben lässt.
Tool-Klischee, die 2te: Reviews darf man nicht schreiben, wenn man ihre Alben nicht mindestens zehn Jahre gehört und ipso facto „verstanden“ (facepalm intended) hat. Gegenthese: Wenn man über ein Album schreiben will, dann an dem Punkt, wo man es für sich gut fassbar (und so nüchtern wie möglich) erschlossen hat – Luft nach oben bleibt ja faktisch endlos, so eine CD zerstört sich recht selten fünf Sekunden nach verfasster Kritik. #TomImpossibleCruise
Der Taube-Nüsschen-Club der alten Herren (Foto: Travis Shinn)
Und um dem Elefanten im Raum und den vergangenen über 500 Wörtern Genüge zu tun: Da bin ich jetzt… glaube ich. Ich höre seit den Anfängen der Zeit Musik, ohne davon Ahnung zu haben – Und ich höre Tool seit den Anfängen von irgendwas zwischen Aenima und Lateralus, ohne je meinen Doktor in Privat-orientierter Musikalistik im Toolschen Kontext abgelegt zu haben. Ich weiß zwar in etwa, was die Band hier auf sieben Stücken zwischen zehn und sechzehn Minuten (einstellig war aber auch 90er…) und den wie immer verschrobenen bis überflüssigen Interludes veranstaltet – außer bei Drummer Danny Carey, den verstehen nur Autismus-gefährdete Kunstpädagogen-Tausendfüßler –, aber ich werde beileibe nicht technisch werden.
Was ich weiß: Tool sind jetzt bei Spotify! Das macht Spaß an vielen quälenden Arbeitstagen. Und den Titeltrack konnte man Vorfreude-halber auch schon antesten – dafür fast der erste Wertungspunkt. Was ich auch weiß: Ich höre das Album hin und wieder mit den ganzen Zwischenschnipseln – „Litanie contre la peur“ ist dabei viel zu lang Ambient-Geschwurbel und zum Wegwerfen, „Legion Inoculant“ zumindest ein atmosphärisches Intro für „Descending“ und die letzte Runde mit „Mockingbeat“ irgendwas zwischen mental herausgefordertem Taubenschwarm und Sandpapier auf Fräsmaschine, was auch grobmotorisch zum Skippen anregt. Viel stimmiger ist das Werk ohne die gewollte, aber dennoch irgendwie aufgeblähte Digitalzugabe, auch wenn die Realität eher anders herum bei begrenzter CD-Kapazität (die Rillenversion kommt auf 80 Minuten mit den Kernstücken) zu finden ist. Für mich vielleicht wieder ein halbes Pünktchen Abzug – aber wir wollen ja in Relation bleiben.
Und diese Relation bilden dann eben die sieben eigentlichen Songs. Die machen schon beim ersten Hören Laune und sorgen bei wiederholtem Goutieren für ein sich immer weiter aufdunsendes Paket an Euphorie-Schüben – Wenn man entweder die richtigen Voraussetzungen mitbringt oder seine nach der endlosen Wartezeit geradezu unmenschliche Erwartungshaltung nachhaltig feinjustiert. Als Verfechter der Entwicklung seit Lateralus und 10.000 Days hat man zumindest größere Siegchancen: Am lebenden Objekt getestet, also dem Einstieg und vorab veröffentlichten Song „Fear Inoculum“: Etwas Synthesizer, viel Hall, ein mehrminütiges Intro, welches nach und nach jedem einzelnen Instrument den nötigen Raum gibt, ein paar eingestreute Tribals und Maynards elegische Stimme, die immer noch jeden Mittzwanziger beschämt zurück lässt, dazu ein paar Chant-Vocals. Und bald die erste Falle: Der Chorus nach vier Minuten ist derart hymnisch und catchy, dass man sich in ruhigem Fahrwasser für die weiteren 1 ½ Stunden wähnt – Und dann gibt’s den auch noch im Doppelpack. „Exhale, expel. Recast my tale. Read my allegorical elegy.“ Schön! Dann nimmt der Song Fahrt auf, springt zwischen Rhythmus, Stakkato und dem großen Befreiungsschlag wild hin und her – und man ist froh, dass „Fear Inoculum“ nicht das letzte A-Perfect-Circle-Album geworden ist. Das klingt spannend, bewegend, auf den Punkt komponiert, allen Fans von Songs sie „Lateralus“ und „Right in two“ auf den Enddreßiger-Bierbauch gemeißelt, aber macht eher Lust auf mehr als lapidar nur zufrieden zu stellen.
Und dann schnappt die Falle zu, denn so einfach machen es die Kalifornier dem geneigten Hörer bis zum bitteren Ende nicht mehr: „Pneuma“ kommt gefühlt als Jam-Probesession daher – abrupt, dysharmonisch, mit vielen scheinbar nicht zu Ende gedachten Melodiebögen – Und irgendwann weiß man gar nicht mehr, wie viele Haarnadel-Kurven das Hauptthema über die zwölf Minuten genommen hat. Wer richtig mitzählt, darf sich freuen, bekommt das Platten-Package aber trotzdem nicht günstiger. Das Schöne an „Pneuma“: Das eigene Gefühl galoppiert zwar anfangs etwas behäbig hinterher, aber es kommt mit großen Schritten. Jede Note passt, kein Takt bleibt auf sich selbst sitzen, Adam Jones kreist schwebend über mal simplen, mal vielschichtigen Riffs und bringt zum Ende Soli mit ein, die sich nie in den Vordergrund spielen, aber einen unglaublichen Sog entfalten. Überhaupt: Die letzten vier Minuten des Songs sind vielleicht das Umwerfendste, was die Band je geschrieben hat – und „Pneuma“ als Ganzes definitiv eine ihrer Glanzstunden. Immer dabei: Danny Carey! Er duelliert sich mit Jones, nimmt dann den Job des Antreibers beherzt an, peitscht den Song nach vorne – und setzt damit ein Ausrufezeichen, welches er im Albumverlauf immer wieder spielend einreißt und neu aufschichtet. Es ist kein Geheimnis: Carey ist DIE Sensation auf „Fear Inoculum“, ausgestattet mit zwanzig Gliedmaßen und der Präzision einer Atomuhr, dabei stets songdienlich. Seine Leistung ist atemberaubend – und der Mann ist fast Rentner!
Danny Carey
Beispiel? „Chocolate Chip Trip“, der einzige reguläre Song unter zehn Lenzen und mehr eine Versuchsanordnung als eigentliches Lied. Tools persönlicher Depeche-Mode-Moment, irgendwo zwischen Ambient, Post-Punk und Drum-Gewitter… ach, Inferno! Was Carey hier polyrhythmisch vom Leder kloppt, ist ähnlich der zweiten Hälfte von Skynyrds „Free Bird“. Völlig übertrieben und doch mit einer nachvollziehbaren, unnachahmlichen Struktur. Und was er da fabriziert, habe ich live sehen dürfen. Doppelter Boden: 0. Offene Kinnlade: 1. Und der bestmögliche Einstieg in den über-überlangen Schlusspunkt „7empest“, der gleich mehrere Fragen auf einmal beantwortet. Zum Beispiel, was ein Aenima-Jünger und Undertow-Devot mit dem ganzen verschachtelten, aber trotzdem geordneten Geklimper bis hier hin anfangen soll: Harte Riffsalven, die in Mark und Schekel fahren, die in erst repetitive und sich dann gen Himmel türmende Ruhephasen entladen, die dann immer wieder das große Finale andeuten, in sich zusammenbrechen, neu anfangen, den verzückten Fan zwischen jeder Ringecke Staub fressen lassen. Justin Chancellor, der so richtig zeigen darf, wie ein Donnergrollen am Viersaiter zu klingen hat. Und mittendrin: Keenan, der zwischen unvorhersehbarem Aenima-Wahnwitz, Undertow-Gebell und zarter Sanftmut die Stimmklaviatur aus drei Jahrzehnten Band-Historie rauf und runter galoppiert. „7empest“, ein nahezu undurchschaubarer Koloss, der wohl die größte Geduld auf „Fear Inoculum“ beansprucht und sich dann irgendwann, ganz nonchalant, als klassisches Drei-Akte-Schauspiel offenbart.
Ja, „7empest“ ist Maynards große Stunde: Viel Kritik oder zumindest Fragezeichen gelten seiner eher zurückhaltenden Rolle auf dem Album. Da heißt es, er scheine lustlos oder sei alt geworden. Meiner Meinung nach fügt er sich den Kompositionen, gibt ihnen an den entscheidenden Stellen Fokus und lässt der Instrumentalfraktion immer wieder Platz zum Atmen. „Culling Voices“ ist das erste Stück, wo er wirklich Zähne zeigt, seine bekannt kryptischen Lyrics zugunsten klarer Aussagen (siehe „Forty Six & 2“ und „Hooker with a Penis“) zurückstellt und kämpferisch auf seine jüngeren, aber nie weiter zur Sprache gekommenen Missbrauchsvorwürfe reagiert: „Judge, condemn, and banish any and everyone. Without evidence. Only the whispers from within.“ Der Song selbst ist eine zweischneidige Angelegenheit und die wohl konventionellste Kurve auf der wilden Fahrt: Ein Aufbäumen, langsam, behutsam und in sich ruhend, und sich dann über mehrere Minuten Bahn brechend. Ein recht vorhersehbarer Teil der Platte, der immer dann funktioniert, wenn man den Text mit einbezieht, aufgrund seiner unscheinbaren Struktur aber schnell vorbeilaufen kann. Im Tool-Kosmos, versteht sich, man muss das ja in Relation sehen (Und wieder das einleitende Thema untergebracht – Check).
„Culling Voices“ hat auch deshalb einen schweren Stand, weil gerade zuvor „Descending“ Position bezogen und unmissverständlich argumentiert hat, warum Tool anno 2019 die Oktopus-gleich ausscherenden Ecken und Kanten nicht mehr nötig haben: Weniger griffig als der Opener, aber eine Hymne vor dem Rock-Herrn, unvergleichlich melodisch bis auf die letzte Sekunde, mit einem wunderschönen, an „Ticks & Leeches“ erinnernden meditativen Mittelpart, dass leider nur die böse Klischee-Klatsche „episch“ wirklich adäquat erscheint. „To be or not to be. Rise. Stay the grand finale. Stay the reading of our swan song and epilogue.“ Wer an dieser Stelle keine Gänsehaut bekommt, hat halt auch keine Haut. „Descending“, ein nötiger Ruhepol nach dem unangenehmen Schulbrot-Rowdy „Invincible“: Rau, ungeschliffen, viel Rhythmus-Fraktion anstatt klarer Formen, in der Wirkung irgendwie unfertig und falsch – und dann, schleichend wie gewohnt, einer dieser so typischen Tool-Momente, die Erkenntnis: Mal eben alles Beiwerk ad acta gelegt und nur auf die sich konsequent hindurch schlängelnden 7/8tel geachtet, steht da plötzlich das Gestade eines Songs, welcher alles beinhaltet, was Tool je ausgezeichnet hat – und endlich den für mich unerklärlich beliebten Fehlgriff „Third Eye“ richtig stellt, bei dem ja mal so gar kein Puzzle in das Andere passen wollte. Irgendwo stand, „Invincible“ sei der Song, für den man „Fear Inoculum“ später erinnern wird – und ich kann das unterschreiben. Mit Fußnote, denn alleine „7empest“ und „Pneuma“ gesellen sich hüftschwingend in die Riege ganz großer Tool-Kunst.
otobriggs, Tool live mannheim 2006, CC BY 2.0
Bleibt noch das Fazit und schwerer könnte es sich nicht zwischen die ächzenden Türrahmen platzieren. Am besten eins nach dem letzten: Sind Tool noch relevant? Zählen wir ganz objektiv und Butter mit den Fischen daneben zusammen – Sie waren es weder in den 90ern, noch in der ersten Hälfte der 00er-Jahre. Sonst gäbe es eine Nach-Tool-Ära (und mehr Epigonen, die sich an Schindluder trauen). So etwas wie Kyuss, die ein ganzes Genre begründet haben. Aber Tool waren und bleiben eben „nur“ Speerspitzen in bekanntem Terrain. Jeder Kritiker kennt (und in der Regel liebt) die Band, nahezu jeder Fan agiert unweit einer gleichgeschalteten Gehirnschnecke. Und das nicht ohne Grund – Tool haben in den letzten Jahrzehnten unter dem Besten agiert, was Rockmusik konnte, gerade weil sie immer das Gefühl im Blick hatten bei allem Querdenken und sich selber mehr schlecht als recht ins Lächerliche ziehen… Und das machen sie heute noch. „Fear Inoculum“ ist – zum Glück! – kein Anachronismus, sondern ein Statement, wie handgemachte, progressive Rockmusik 2019 klingen kann. Aber sie sind nicht Skynyrd, sie sind nicht Motörhead, nicht Stones, nicht Beatles. Also begraben wir doch am besten gleich das Thema Relation, reicht ja auch.
Viel wichtiger: Wo nimmt „Fear Inoculum“ seinen Platz im Band-Katalog ein? Dem persönlichen Impuls nachgebend: Ziemlich weit oben, auf Augenhöhe mit Lateralus. Objektiv sollte es aber auch anders nicht beurteilt werden. Wer einen Wildwuchs wie Aenima oder gar Undertow erwartet, hat mindestens seit 2001 nicht mehr zugehört und vergessen, dass die Wartezeit auf ein neues Tool-Album zwar per se grenzenlos sein kann, Entwicklung und Lebenszeit der Künstler wohl kaum. Die Wut ist verständlicherweise passé bei Menschen, die irgendwo zwischen Familie und Weinbergen oszillieren, der Zwang zum Experimentieren auch. Was soll man sich oder irgendwem sonst noch beweisen, sei es doch nur für einen vergänglichen Aha-Effekt? Viel bezeichnender: Tool haben es (wieder einmal) besser als das Gros ihres Gefolges verstanden, wohin eine Reise zu gehen hat. Wie man einen beschrittenen Pfad weiter schreitet, ohne sich zu wiederholen oder ein Best Of unter die Leute zu purzeln. „Fear Inoculum“ klingt nach drei Jahrzehnten Bandgeschichte, nach Fortführung angefangener Elegie, ohne Rückschau zu sein. Es klingt nach einer Band, die ihre Mitte gefunden und ein Album geschaffen hat, welches wahrscheinlich als das schlüssigste, unter Umständen sogar beste (neben Lateralus) Tool-Album erinnert werden wird.
Relativ häufig habe ich gelesen, „Fear Inoculum“ sei das Optimum, was Tool hätten schaffen können – meist mit dem Beigeschmack von Erwartungshaltungen und (zu) langer Abwesenheit. Da sind sie wieder, die bösen Relationen! Die Realität ist die: „Fear Inoculum“ ist kein „Schism“, kein „Parabol/Parabola“, kein (mit weinendem Auge, weil es dem Album gut gestanden hätte) „Eulogy“, kein großer Moment, der sich mit anderen großen Momenten anderer Bauart abwechselt und die Klinke reicht: Es ist ein in sich geschlossenes Opus, jeder Song für sich bis in die letzten Winkel arrangiert, durchdacht und perfekt produziert, im Zusammenspiel ein großes Ganzes ergebend. Mitreißend, emotional, und erneut Spuren hinterlassend. Die Frage nach der Einordnung wird dabei nebensächlich. Ohne Alben-Vergleich, ohne zeitliche Verortung, ohne die Frage nach Aktualität. Gute Musik bleibt. Am Anfang stand die sichere 5.0, mit Fanboy-Bonus irgendwann die 6.0, in der Mitte liegt wohl die Wahrheit. Und für die Erkenntnis langen zum Glück weniger als 13 Jahre.
Ich danke allen, die die Muße hatten, bis hierhin weiter zu lesen. (Und ich danke mir selber, diese Kritik ohne Quatsch wie „kolossal“, „epochal“ oder „monumental“ durchgestanden zu haben. Kirchen sind in Dörfern immer noch am Formschönsten aufgehoben.)
- Fear Inoculum
- Pneuma
- Litanie contre la peur
- Invincible
- Legion Inoculant
- Descending
- Culling Voices
- Chocolate Chip Trip
- 7empest
- Mockingbeat
Highlights:
- Pneuma
- Invincible
- 7empest
Und weil alles so schön relativ ist, braucht sich die eigene Meinung nicht zu verstecken. Die kann nämlich auch ganz schön wild im Dreieck und über die Klinge springen und sich beim besten Willen nicht erinnern, was sie erst gestern noch gesagt hat:
Juhu, ein neuer Beitrag ? Eine sehr gut geschriebene Review. Bitte wieder mehr davon ?
Ich geb mein Bestes, Hase ?
Ein neuer Beitrag von dir hat dann ja doch keine dreizehn (in Ziffern 1 3) Jahre gedauert.
Und das ist auch gut so.