Final Fantasy XV Tagebuch 07 –
Eine Welt in Trümmern
Die Leichtigkeit ist verflogen, der rote Storyfaden von Final Fantasy XV hat zugepackt und macht keine Anstalten, seinen eisigen Klammergriff alsbald wieder zu lösen. Noctis vegetiert apathisch vor sich hin – Erst muss er den Tod seines Vaters Regis verkraften, nun hat er auch noch seine Liebe Lunafreya verloren. Er ist zu jung und emotional, um die Last eines Herrschers über ein Königreich schultern zu können. Und sein Beschützer Gladiolus kann seine Emotionen kaum kontrollieren, gerät aggressiv mit dem König aneinander, will ihn aus seiner Lethargie reißen – und offenbart nur seine eigene Unsicherheit.
Die einstige Frohnatur Prompto wirkt leer und abwesend und ist wieder der schüchterne, ängstliche Junge, als der er damals aus armen Verhältnissen in royale Dienste getreten ist. Nur Ignis, noch immer verletzt und erblindet, bewahrt Ruhe und versucht der rettende Anker zu sein, den die zerrissene Heldengruppe bitter nötig hat. Die Charakterzüge, die Final Fantasy XV für seine Protagonisten gezeichnet hat, kommen jetzt in aller Konsequenz zum Tragen, während die vier Jungs von Cor Leonis in das Herz des Imperiums entsendet werden.
Auf dem Weg in Niflheims Hauptstadt Gralea sollen sie in einem Minenschacht eine weitere Königswaffe abgreifen – doch vielmehr dient dieser Stopp dazu, die Spannungen in der Gruppe eskalieren zu lassen. Gerade noch mussten sie sich einem der berüchtigsten Gegner des Final-Fantasy-Universums erwehren, einer garstigen Morbol-Pflanze, und inmitten ihres tödlichen Fäulnis-Atems um ihr Überleben kämpfen. Dann ist es wiederum Ignis, der die Initiative ergreift und seine Mitstreiter fachgerecht zusammenfaltet. Er wird sie begleiten und entscheiden, wann er zur Last wird, nicht mithalten kann. Dann wird er gehen. Er, dem das Schicksal am Übelsten mitgespielt hat, zeigt wahre Stärke – und ist eindeutig die coolste Sau der Party.
Berühmt, berüchtigt, verhasst – Der Morbol
Bald folgen jedoch die nächsten Hammerschläge: Ardyn Izunia, Lunafreyas Mörder, sitzt mit im Zug nach Niflheim! Dunkle Nebelschwaden ziehen über die Gletscher in der Ferne und dann… steht der Zug, alle außer Noctis zum Stillleben erstarrt. Der König folgt Ardyn, will ihm an die Kehle und wird doch zu Boden geworfen. Als Prompto ihn wachrüttelt, halten feindliche Fluggleiter Kurs auf den Zug. Im Chaos des Gefechts sieht Noctis, wie der Kanzler Niflheims seine Waffe auf Prompto richtet, will ihn vom Dach stürzen. Doch er erliegt einer von Ardyns Täuschungen, sein Freund Prompto fällt in die Tiefe. Nach einem weiteren Siecher-Angriff und der Hilfe Leviathans erreichen Noctis, Ignis und Gladio mit letzter Kraft Lunafreyas Heimat Tenebrae… ohne Prompto.
Doch auch hier gibt es nichts zu holen: Das Imperium hat mithilfe von Siecher-Horden die Provinz überrannt, die Stadt steht in Flammen – während die nun endgültig von Niflheim abgewandte Aranea Highwind versucht, die schlimmsten Wunden der obdachlosen Bevölkerung zu lindern. Um der Katastrophe Einhalt zu gebieten und sich die Kraft des Kristalls anzueignen, ziehen die Gefährten per Zug weiter gen Niflheims Haupstadt Gralea. Wenn Prompto gefunden wurde, wird auch er dort sein.
Auf dem Weg durch die Schneewüste der Ghorovas-Schlucht, der letzten Ruhestätte der verstorbenen Eisgöttin Shiva, stellt sich abermals der auffallend mächtige und unsterbliche Ardyn in den Weg. Nur die in letzter Sekunde auftauchende Gentiana kann ihm Einhalt gebieten. So entpuppt sich die Emissäre nicht bloß als tot geglaubte Shiva, sondern als ewige Hüterin ihrer schutzbefohlenen Lunafreya, die mehr als angenommen mit ihrer harten Last als Orakel im Angesicht des unausweichlichen und vorherbestimmten Todes zu kämpfen hatte.
Die Unausweichlichkeit des Schicksals – Lunafreya
Shiva gewährt zudem Einblicke in die lang vergangene Zeit der sechs Gottheiten: Feuergott Ifrit, ihr Geliebter, war es, der die Menschen einst über alles verehrte und angesichts deren hochmütigen Versuchs, sich über die Götter zu heben, in unbändigen Zorn verfiel und sie zu vernichten suchte. Ramuh, Shiva, Leviathan, Titan und Bahamut stemmten sich in dem Kräfte zehrenden Astralkrieg gegen Ifrit, wodurch alle in ihren langen tiefen Schlaf fielen.
Bei der Ankunft im Herz Niflheims offenbart sich ein noch schaurigeres Bild: Finsternis und Chaos haben die Hauptstadt übermannt, nur Siecher-Horden kriechen aus allen Ecken auf die Straßen. Hier ist auch Endstation für den Regalia, Noctis‘ letzte treue Erinnerung an seinen verstorbenen Vater Regis. Doch auch als er bald darauf von Gladio und Ignis getrennt wird, gibt es kein Zurück. All seiner Waffen beraubt, nur von der magischen Macht des lucianischen Rings gestützt, marschiert er mitten in das Epizentrum der Zeugnatus-Festung, wo Ardyn Izunia nicht nur fiese Fallen, sondern auch bittere Wahrheiten für den König bereit hält.
Er war es, der dem Imperium offenbarte, wie es eigenhändig Siecher züchten kann, um den größenwahnsinnigen Kaiser Iedolas Aldercapt mit seiner dämonischen Armee auszustatten – eine Armee, völlig außer Kontrolle geraten und den Untergang Graleas besiegelnd. Und hier in der Festung wurden Experimente an unbescholtenen Bürgern durchgeführt, wurden sie mit Siecher-DNA infiziert, um als nur scheinbar leere Magitek-Soldaten von Noctis und seinen Freunden in Scharen geschlachtet zu werden. Wie Versuchskaninchen lässt er als diabolischer Puppenspieler Noctis, Ignis und Gladio durch die Gänge hetzen – und auch das Wiedersehen mit dem sichtlich lädierten Prompto scheint nur Teil seines teuflischen Plans zu sein.
Die Macht des einen Rings
Schließlich treffen die Helden hier auch wieder auf den ehemaligen Oberkommandanten Ravus Nox Fleuret, nach dem Debakel um Leviathan in Altissia bei Niflheim in Ungnade gefallen und zum Tode verurteilt. Eine tragische Begegnung mit einem überraschend ambivalenten Antagonisten: Dass er bei dem Angriff auf Insomnia Regis‘ Schwert an sich nahm und seither wie zum Hohn mit sich herumträgt, ließ Übles ahnen. Doch Lunafreyas eitlem Bruder, der dem Imperium längst innerlich entsagt hat, lag alles an dem Schutz seiner Schwester, auch gegenüber einem scheinbar unwürdigen König des Lichts. Sein Angriff auf uns in Duscae war nichts weniger als eine Prüfung – Und das Schwert hatte er nicht etwa gestohlen, sondern für Noctis aufbewahrt, sollte dieser sich irgendwann seiner Aufgabe gewachsen sehen.
Nun hat er allein versucht, die Festung zu stürmen und dabei sein Leben gelassen – Nur um von Ardyn als Dämon wieder erweckt zu werden. Den Helden bleibt keine andere Wahl, als ihn niederzuringen – und während Prompto, Gladio und Ignis einer unüberblickbaren Masse an Siechern gegenüber stehen, kämpft sich Noctis allein bis zum Kristall vor. Natürlich wartet hier wieder Ardyn auf ihn, der endlich Licht ins Dunkel bringt: Sein eigentlicher Name ist Ardyn Lucis Caelum. Vor ewiger Zeit sollte er den lucianischen Thron besteigen – Eine Zeit, als der Meteor auf Eos fiel und in seinem Innern die Siecher-Plage in die Welt brachte.
Ardyn Lucis Caelum
Und Ardyn erwies sich als Wunderheiler, der die Infizierten kurieren und selbstlos die Finsternis in sich aufsaugen konnte. Er ging nicht daran zu Grunde, sondern wurde unsterblich, verlor aber auch immer weitere Teile seiner Seele. Aus Angst vor dem Thronanwärter lies der damalige König von Lucis Ardyn verbannen, worauf dieser Rache am Königshaus schwor. Nicht irgendeinen König wollte er vernichten, nur der König der Könige, der König des Lichts, würde ihm Ruhe bringen. Um sich dem dämonischen Ardyn zu erwehren, berührt Noctis den Kristall. Doch anstatt neue, übermenschliche Kräfte von ihm zu erhalten, wird er unter Schmerzensschreien in ihn hinein gezogen…